Friday, August 29, 2008

Absturz des Basler Geldmanagers - Empfehlung für wertlose Papiere

Von Meinrad Ballmer

(21.12.04) «Sehr geehrte Partner, Freunde und Bekannte», schrieb Dieter Behring in einem Mail im September dieses Jahres. Der Basler Geldmanager legte seinen treuesten Fans den Kauf von Aktien der LFG International nahe. In zwölf Monaten sei das Papier 22 bis 26 US-Dollar wert, so seine «persönliche Einschätzung». Tatsächlich war die Aktie wertlos, und keiner wusste das besser als Dieter Behring.

Die Anhänger des Geldgurus, die so dumm waren, auf Behrings Kaufempfehlung hereinzufallen, haben alles verloren. Der Kurs geht inzwischen gegen null. Das ist nicht verwunderlich: Die Firma besass Ende September gerade noch lumpige 268 Dollar, wie aus dem Quartalsbericht hervorgeht, den die LFG der amerikanischen Börsenaufsicht SEC eingereicht hat.

8 Milliarden für eine wertlose Firma

Mit dem von ihm deklarierten Kursziel versuchte Behring, die wertlose Firmenhülle auf einen Börsenwert von rund 8 Milliarden Franken hochzujubeln. Für die Besitzer der LFG-Aktie ein Bombengeschäft. Den Hintergrund der Geschichte bildete der angebliche Verkauf seines Firmenimperiums, den Behring im August angekündigt hatte. Nach verschiedenen Transaktionen sollten seine Firmen bei LFG International landen. Doch der Deal entpuppte sich wenig später als grosses Täuschungsmanöver, der präsentierte Käufer war ein Strohmann. Zudem war die Transaktion an eine unerfüllbare Bedingung geknüpft: die Zustimmung der Aufsichtsbehörden in den verschiedenen Ländern. In Deutschland und der Schweiz zum Beispiel hätten die mysteriösen Käufer Banklizenzen erhalten müssen.

Trotzdem gelang es, den Preis für die LFG-Aktie auf Kurse zwischen 4 und 7 US-Dollar hochzutreiben. Im Verlaufe einzelner Handelstage wurden für die Non-Valeurs sogar bis zu 8.20 Dollar bezahlt.

Werbung für ein Luft-Unternehmen

Die Übernahme des Behring-Imperiums durch LFG International wurde von PR-Berater Klaus J. Stöhlker orchestriert. Keine 14 Tage nach der Ankündigung warf Stöhlker jedoch entnervt das Handtuch. Er weigere sich, «in dieser Posse» weiterhin als PR-Berater zur Verfügung zu stehen.

Die vollmundigen Texte, mit denen LFG International in den schönsten Farben geschildert wurde, waren irreführend. Doch wer ist dafür verantwortlich? Mit der als «US-Press-Release» bezeichneten Medienmitteilung will Stöhlker nichts zu tun haben, obwohl sein Name daruntersteht. Der Text - offensichtlich ausgerichtet auf amerikanische Anleger - stamme von dem in Zollikon domizilierten Rechtsanwalt Rudolf Meroni. Dieser hält gegenüber dem «Tages-Anzeiger» fest: «Ich bin an das Anwaltsgeheimnis gebunden.» Dass er die Texte über LFG International verfasst habe, will Meroni «weder bestreiten noch bestätigen».

Unklar ist auch, wer bei den Verkäufen der LFG-Aktie die Gewinne eingestrichen hat und wo diese gelandet sind. Als wahrscheinlich darf gelten, dass Behring und seine Helfer die Nutzniesser waren. Der Basler Geldmanager hat wohl direkt oder über Strohleute Titel verkauft, während er gleichzeitig gegenüber seinen Geschäftsfreunden beteuerte: «Ich persönlich werde jedenfalls alle mir zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um im Rahmen der mir zustehenden Möglichkeiten zu investieren. Freuen wir uns auf erfolgreiche Zeiten.»

(Quelle: Tages-Anzeiger, http://www.tagi.ch)

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